Seit 5 Jahren in Berlin

01-10-2021

Während der langen Fahrt heute mit der S-Bahn zur Arbeit habe ich aus dem Fenster den Herbstanfang aus Langeweile beobachtet. Die Blätter an den Bäumen entlang der Straße werden Stück für Stück gelb. Der Himmel ist nicht mehr so hell wie in den Sommertagen. Und mir wird kälter und kälter. Diese Herbststimmung erinnert mich an meinen Anfang in Berlin vor 5 Jahren. In diesem Beitrag erzähle ich davon.

Damal hatte ich mein ein Jahr langes Masterstudium in Paris gerade abgeschlossen und einen Job vergebens gesucht. Das Studium war angewandte Mathematik mit Englisch als Unterrichtssprache, was für mich schon sehr anspruchsvoll war. Außerdem hatte das Einleben in die neue Stadt auch schon viel Zeit in Anspruch genommen. Deshalb ist kaum Zeit für mich geblieben, Französisch richtig zu lernen, obwohl ich ab und zu aus großem Interesse selbst regelmäßig gelernt hatte. Ohne die Sprache hatte ich wenige Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Von der hohen Arbeitslosenquote für die dortigen jüngeren Bewohner, kann man ausgehen, dass es auch für die muttersprachigen -Absolvierende schon schwer war, ein langfristiges Arbeitsverhältnis zu bekommen. Nach mehreren Ablehnungen in Frankreich erweiterte ich meinen Suchkreis nach Unternehmen außerhalb Frankreichs.

Ein Startup in Berlin gehört dazu. Zum Glück bekam ich eines Tages eine Einladung zum Vorstellungsgespräch. Ich nahm die Einladung gern an, und flog nach Berlin und blieb dort für 3 Tage. Ich bestellte Pho, eine typische vietnamesische Spezialität, in einem vietnamesischen Restaurant. Der damalige Preis von 5.5 € war sehr günstig im Vergleich zum Paris-Niveau. Am Tag nach dem ersten Gespräch bekam ich das Jobangebot und eine Einladung zum Mittagessen mit den Mitarbeitern sowie den Vorgesetzten. Ich war wie im siebten Himmel und nahm das Angebot an. Immerhin ist Berlin nur eine Stunde von Paris entfernt und Deutschland ist ein Nachbarland. Ich kann immer wieder Paris besuchen. Der exakte Standort ist nicht sehr wichtig, solang er sich noch in Europa befindet. Hauptsache ist es, dass ich mehr Zeit habe, hin und her reisen zu können.

Berlin sah sehr schön, ordentlich, und sauber aus. Einsam als neuer Zugezogene in der Hauptstadt war ich vielleicht. Aber ich beklagte mich nicht darüber, weil ich damals mit der Neuheit der Stadt beschäftigt war. Rückblickend gab es sicherlich schwierige Momente, das Leben hierzulande zu verstehen, obwohl man hier mit Englisch gut auskommen kann. Eine Wohnung zu suchen, neue Freundschaften zu schließen, sich mit dem S-Bahn-Netz und den langen Stationnamen auszukennen, usw. sind die großen Herausforderungen, ganz zu schweigen vom Deutschlernen.

Nach dem ersten Jahr in Berlin mit wenig Erfolg beim Selbstlernen dieser Sprache meldete ich mich für einen Deutschkurs an. Der erste Kurs war günstig, aber nicht sehr hilfreich. (Vielleicht besteht da einen Zusammenhang). Zum Glück hat mein zweiter Arbeitgeber mir einen zweiten Deutschkurs im Goethe Institut angeboten. Dieser Kurs war der Wendepunkt für mich. Seitdem lerne ich Deutsch mit der Unterstützung meiner Firma sehr gern und habe mein Interesse an der Sprache erweckt. Ich habe viel Zeit darin investiert und von der Sprachkenntnis auch viel profitiert. Dieser positive Kreislauf hat sich verstärkt und ich habe auch dabei viel Spaß.

Ich bedanke mich für die letzten 5 Jahren in Berlin. Wie die Zeit vergeht! Die letzten fünf Jahre sind wie ein Augenblick. Zum Schluss dieses Blog-Beitrags verlinke ich hier einen meiner Liebingsongs, dessen Lied finde ich sehr sinnvoll.

Related posts