Neid besser im Griff zu haben

09-04-2021

Ich habe in der letzten Zeit selbst trainiert, meine Tendenz zum Neid besser im Griff zu haben. Nehmen wir als Beispiel das Deutschlernen. Ich wohne in Deutschland und arbeite bei einer deutschen Firma. Ich habe die besten Lernmöglichkeiten wie die guten Bücher, die deutsch muttersprachlichen Kollegen, die von der Firma finanziell unterstützen Deutschkurse, usw. Ich habe alle diese Vorteile in Anspruch genommen und lerne Deutsch seitdem intensiv.

Ich habe vor kurzem an einer Sprechen-Gruppe teilgenommen. Ich bewundere die vielen Deutschlerner in der Gruppe, die noch im Ausland wohnen, und nach kürzerer Zeit aber sehr gut Deutsch sprechen können. Für einen Moment spürte ich wegen ihrer deutlichen Erfolge ein kurzlebiges Gefühl von Neid. Warum können sie so gut lernen, sogar besser als ich es kann, obwohl ich schon ungeheuer viel Energie und Zeit darin investiert habe? Ich war kein fauler Lerner. Ich fragte mich, ob es fair ist.

Zum Glück konnte ich schnell einen Ausweg aus diesem neidischen und fruchtlosen Zustand finden. Das Leben kann im Allgemeinen unfair sein, aber beim Deutschlernen ist es meiner Meinung nach viel fairer: Je mehr Energie und Fokus man darin investiert, desto besser ist das Ergebnis. Es gibt vielleicht keinen Schleichweg beim Fremdsprachenlernen. Ich wünschte mir das Ergebnis der anderen. Aber bin ich bereit, so viele Wiederholungen zu machen, wie sie gemacht haben? Ich weiß nichts über ihren Werdegang, ihre Motivation, ihre zeitliche Verfügbarkeit, ihre Notwendigkeit, Deutsch zu lernen, ihre sprachlichen Neigungen, usw. Ohne diese Informationen ist es schon ein unfairer Vergleich. Aber auch, wenn wir alle externe Bedingungen identisch haben, sind wir unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten. Es ist trotzdem noch unfair, uns selbst mit anderen zu vergleichen.

Ich bin jetzt mit mir selbst viel zufriedener und lerne weiter ohne den ständigen Vergleich mit anderen.

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